Saisonende 2015

von Sandra Hägerich, Bernhard Schüngel am 27.03.2016 / in Allgemein
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Nun geht es weiter und zur Abwechslung berichte ich vom Ende der Saison. Dieses Ende vergesse ich nie, glaubt es mir.

Da ich mich wie jedes Jahr im September und Oktober mit den Wildschweinen beschäftigt habe, konnte ich mich nicht so um Paperella kümmern wie ich es eigentlich wollte. Also habe ich etwa Mitte September alles vom Boot abgebaut, gereinigt und verpackt. Am Ende stand nur noch der Mast.

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Drei Wochen später war ich wieder in Neustadt. Paperella lag einsam und verlassen am Steg. Weit und breit waren kaum noch Boote im Wasser. Um Sie gut in die Heimat transportieren zu können, habe ich einen wunderbar neuen und glänzenden Trailer mitgebracht.

In der Werft ging es nun zügig zur Sache, wie immer. Nach einer kurzen Wartezeit war der Kran frei  und Paperella konnte aus dem Wasser gehoben werden.

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Also raus aus dem Wasser, Mast abnehmen und auf das Boot legen, auf den Trailer, die Stützen einstellen und ab unter die „Dusche“ mit der Paperella. 😉

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Da ich zu diesem Zeitpunkt kein brauchbares Auto zum Ziehen bekommen konnte, musste Paperella leider nochmal zwei Wochen in der Werft bleiben. Es war leider nicht anders möglich. :-((((

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Vierzehn Tage später war ich wieder da. An dieser Stelle möchte ich nochmals meinen Freund Peter danken, der mir dankenswerter Weise sein Auto geliehen hat. Also hieß es nun nochmals den Masten zusätzlich gut verschnüren und verpacken, dann anhängen und es ging los!!!! :-)))))

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Bis zu diesem Augenblick ging alles glatt. An das was danach passierte möchte ich mich nicht mehr erinnern!!!! :-(((((((((

In bester Stimmung bin ich dann mal am späten Nachmittag vorsichtig abgefahren und wollte bis spätestens Mitternacht in der Heimat sein.

Also raus aus Neustadt und auf die Autobahn, langsam beschleunigen und dann bekam die ganze Fuhre ein mörderisches Eigenleben. Bei Tempo 65 km/h kam der SUV in Bewegung, wurde von hinten angehoben, kam irre ins Schleudern und der Trailer mit Paperella war genauso in Bewegung. Bei etwas mehr als 70 km/h hatte ich fast keine Kontrolle mehr über den Zug und ein Überschlag drohte. Also habe ich mehr schlecht als recht versucht durch vorsichtiges Bremsen wieder die Kontrolle  zu erlangen, was auch nach einigen extrem aufregenden Sekunden gelang. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich hatte noch nie so viel Angst im Straßenverkehr gehabt, wie in dieser Situation und ich habe schon Vieles erlebt.

Wie sagt man so schön: Das Herz ist mir in die Hose gefallen.

Anschließend bin ich einige Kilometer weiter zum nächsten Rasthof geschlichen und habe dort erstmal den Zug auf dem LKW Parkplatz abgestellt und überlegt. Das Boot war durch den wilden Tanz auf dem Trailer einige Zentimeter nach hinten verrutscht und ein Weiterkommen war in dieser Situation schlicht unmöglich. Also habe ich beim ADAC angerufen und einen gelben Engel bestellt, der auch nach etwa 15 Minuten da war. Super gut!!!

Zusammen mit dem Pannenhelfer habe ich die Stützen neu justiert, alle Spanngurte nachgezogen und dann hoffnungsvoll einen neuen Versuch gestartet. Mittlerweile war es fast dunkel und diesig, Nebel zog auf.

Optimistisch wie ich mal so bin, ging es wieder auf die Autobahn. Dann passierte was kommen musste und ich war ja zum Glück vorgewarnt.  Bei Tempo 65 kam wieder ein mörderisches Leben in die Fuhre und ich konnte mich nur noch zur nächsten Abfahrt schleichen. Das hatte mir dann auch mit Sicherheit viele böse Blicke und Kommentare der überholenden Fahrzeuge eingebracht. Ein Boot mit Tempo 50 auf einer BAB ist man halt nicht so gewohnt in Deutschland. 🙂

Nach einiger Zeit habe ich dann bei Nieselregen, bei Dunkelheit und im (sehr) dichten Nebel eine Möglichkeit zum Halten gefunden und mir meine Möglichkeiten überlegt. Zurück nach Neustadt wollte und konnte ich nicht, eigentlich wollte ich nur noch nach Hause kommen. Das war mein Entschluss.

Also hieß es nun eine Strecke von ca. 450 KM, bei Nacht, im Nieselregen, bei Nebel und einer maximalen Geschwindigkeit von 60 Km/h auf der Landstraße zu bewältigen. Die Autobahn war zu gefährlich.

Zum Glück war das Auto vollgetankt, ich hatte einige kleine Flaschen Wasser und Äpfel dabei. Der liebe Onkel Google war auch so liebenswürdig und hat mir die Richtung angesagt.

Dann ging es also los. Ich kann mich noch gut an die nicht existierende Sicht im Nebel und permanente Konzentration erinnern. Gleichzeitig habe ich permanent im Rückspiegel nach hinten gespäht,  um zu schauen was der Trailer mit dem Boot so hübsches macht. Aber bis Tempo 65 ließ es sich erstaunlich gut fahren, was man halt gut in einer solchen Situation nennen kann.

Aber es ging langsam voran. Außerdem habe ich über mich selbst gestaunt, dass ich durchgehalten habe und mein spezieller Freund kam mir auch nicht in die Quere. Bei zwei Stops auf Parkplätzen habe ich die Spanngurte überprüft, die aber einwandfrei gehalten haben.

Morgens gegen drei Uhr wurde es bei Warburg nochmals spanned. Der SUV hatte Hunger und verlangte dringend nach Diesel. Den sollte er auch bekommen. Allerdings war dann die mittels App und Navi angefahrene Tankstelle doch nicht geöffnet (Die App meinte etwas anderes) und einen Automaten gab es auch nicht.

Also hatte ich die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: a) warten bis die Tankstelle am nächsten Morgen wieder öffnet (die sichere Lösung) oder b) den letzten Diesel aus dem Tank quetschen, hoffen und beten und nach Diemelstadt zum nächsten Autohof schleichen. Für diese Lösung habe ich mich dann entschieden. Die Fahrt war wieder sehr spannend, die Nadel von der Tankanzeige neigt sich in einem beängstigen Tempo vor einem roten Hintergrund und der Autohof scheint noch unendlich weit entfernt zu sein.

Irgendwie haben wir es dann doch geschafft und nach einer Kurve schälte sich die leuchtende Rettung aus der Dunkelheit. Dort habe habe ich mit Sicherheit teuersten Kraftstoff in das Auto laufen lassen, den ich jemals getankt habe. Aber das Gefühl dabei war unglaublich beruhigend.

Nun war es ja nicht mehr weit. Das Sauerland war nicht mehr weit entfernt und es ging gut voran. Mit der Dämmerung waren wir dann in der Heimat und ich konnte mir den lange ersehnten Schlaf gönnen.

Zwei Tage später gab es dann noch ein kleineres Drama, was ich aber mit der Hilfe von zwei Freunden in den Griff bekommen habe. Man könnte es so ausdrücken: Wie kommt das Kamel durch das Nadelöhr? In diesem Fall:

Wie kommt die Paperalla durch das Nadelöhr?

Davon berichte ich beim nächsten mal.

Saisonende Teil II

Das Problem lag nun eindeutig in der Höhe des Tores der Scheune.

Oder

Trotz des abgenommenen Mastes war die Paperella einfach noch einige Zentimeter zu hoch für das Tor. Die Aufnahme für den Mastfuß ging nicht hindurch. Egal ob wir das Heck abgesenkt haben oder zuerst mit der Deichsel und dem Bug in die Scheune gerollt sind.

Mein vorheriges Boot, eine Shark24, passte erstklassig und stets problemlos in die Scheune.

Aber hier hatte mich mein Augenmaß einfach in Stich gelassen. :-((

Ich hatte schon die Paperella unter einer Plane vor den Augen, was ich gar nicht wollte.

Außerdem muss ich an dieser Stelle etwas gestehen:  Die Höhe der Paperella und die des Tores habe ich nie gemessen oder gar verglichen.

Nach einer Nacht des Überlegens kam mir der richtige Gedanke. Ich lasse an allen vier Reifen die Luft raus und senke so den Trailer um die notwendigen Zentimeter ab.

Gesagt – getan: Sie passte hindurch. Die Reifen habe ich anschließend mit einem Kompressor wieder befüllt.

Nun stand sie vor Wind und Wetter geschützt an einem guten Platz und konnte auf die nächste Saison warten.

                      

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